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Die Lebenshilfe Saarbrücken in der Presse:

28. Aug 2023

„Hilf Mit!“ unterstützt die Lebenshilfen Im Garten die Natur fühlen und erleben - Ein Beitrag aus der Saarbrücker Zeitung von Jana Rupp

Saarbrücken · Der Wohltätigkeitsverein Hilf-Mit! der Saarbrücker Zeitung hilft bedürftigen Menschen im Saarland. Über die Einzelfallhilfe hinaus unterstützt er auch über mehrere Jahre hinweg gemeinnützige Organisationen. Aktuell die Einrichtungen der Lebenshilfe im Saarland. So auch Projekte der Lebenshilfe Saarbrücken.

Zur Begrüßung gibt es an dem heißen Juli-Morgen ein kühles Wasser, das mit gefrorenen Beeren und frisch geernteter Minze verfeinert wurde. Die pelzigen grünen Blätter geben bereits einen ersten Einblick in das, worin hier in den vergangenen Monaten viel Zeit und Herzblut investiert wurde. „Essbare TAF“, so heißt das Projekt, das die Lebenshilfe Saarbrücken in ihrer Tagesförderstätte in der Nähe des Saarufers pünktlich zum Sommer fertiggestellt hat. „TAF“ steht für Tagesförderstätte, die selbstverständlich nicht gegessen werden soll. Vielmehr wird hier gegessen – und zwar Kräuter, Obst und Gemüse, das von den Besuchern selbst angebaut und gepflegt wird. Naschen ist hier ausdrücklich erlaubt.

Die Besucher, das sind die Menschen, die das Angebot der TAF in Anspruch nehmen, weil sie von einer geistigen oder schwerst mehrfachen Behinderung betroffen sind und (noch) keine Werkstatt für Menschen mit Behinderung besuchen können. Hier werden sie in Gruppen betreut und erhalten eine individuelle Förderung, Beschäftigung und Teilhabe. Dazu gehören auch unterschiedliche Projekte, Förder- und Beschäftigungsangebote. „Projekte sind für uns auf der Leiterebene immer eine wichtige Sache, für Mitarbeiter bedeuten sie aber immer zusätzliche Arbeit. Also müssen wir schauen, wie wir so etwas in den Alltag integrieren können. Das ist uns bei dem Projekt ‚Essbare TAF‘ gut gelungen“, erzählt Bereichsleiterin Sevtap Dogan.

Sie hatte schon vor Jahren die Idee, etwas aus der ungenutzten Gartenfläche der Einrichtung zu machen. Inspiriert von Urban-Gradening-Projekten in großen Städten (also gärtnerischer Nutzung städtischer Flächen) sowie den „essbaren Städten“, die mittlerweile vermehrt angeboten werden, wollte sie dieses Modell gerne auf die TAF übertragen. Als sie ihr Vorhaben vor zwei Jahren schließlich der Studentin Maris Nojack vorstellte, war der Grundstein für das Projekt prompt gelegt, denn sie hat ihr „die Idee quasi aus der Hand genommen“, erinnert sich Dogan.

„Der Garten ist mir schon früher als eine Stelle des Potenzials aufgefallen, das nicht genutzt wurde“, sagt Nojack, die als Bestandteil ihres dualen Studiums der Sozialen Arbeit an drei Tagen in der Woche bei der TAF arbeitet. Sie hat sich auch um die Förderung und Finanzierung des Projektes gekümmert. Wichtig war bei der Planung, keine Menschen aus dem neuen Garten auszuschließen. „Normale Hochbeete sind nicht inklusiv. Da kommt man mit einem Rollstuhl nicht dran“, schildert sie. So ist sie auf ein unterfahrbares Hochbeet gestoßen, unter das die Besucher mit ihren Rollstühlen fahren und am Beet helfen, zuschauen und pflücken können. „Das ist das Herzstück unseres Projektes“, sagt Sevtap Dogan.



Die Mitarbeiter Maris Nojack (links) und Daniel Kreikemeier (rechts) packen zusammen mit Philip Lichtenstein (Mitte links) und Maurice Miccice am Rollibeet mit an. Hier wachsen verschiedene Kräuter, zum Beispiel Schnittlauch, Basilikum und Minze.
Die Mitarbeiter Maris Nojack (links) und Daniel Kreikemeier (rechts) packen zusammen mit Philip Lichtenstein (Mitte links) und Maurice Miccice am Rollibeet mit an. Hier wachsen verschiedene Kräuter, zum Beispiel Schnittlauch, Basilikum und Minze.
© Julia Rupp, Saarbrücker Zeitung

Als die beiden ihre Projektidee am folgenden Pädagogischen Tag vor zwei Jahren den Mitarbeitern präsentierten, war die Euphorie groß. In Teamarbeit haben sie Plakate angefertigt und darauf Ideen festgehalten. „Eine Gruppe wollte gerne Hildegard-von-Bingen-Kräuter anpflanzen. Von einer anderen Mitarbeiterin kam die Idee, Pferdemist zum Düngen zu verwenden“, erzählt die Studentin. „Damit war die Idee in die Köpfe gepflanzt“, ergänzt Dogan.

Im vergangenen Herbst wurde schließlich begonnen, den Garten auf Vordermann zu bringen. Einen Baum mussten sie fällen, weil der so viel Schatten warf, dass darunter nichts wachsen konnte. Außerdem wurde ein Wasseranschluss für den Garten verlegt. Am „Prozess beteiligt“ waren immer wieder auch die Besucher, die entweder zugeschaut haben, mal etwas festgehalten, aber auch einen Spatenstich gemacht haben. Erlebnispädagogik stand dabei im Fokus.


Mit Holzpaletten, die die Druckerei der Saarbrücker Zeitung spendete, konnten sie mehr Hochbeete bauen als ursprünglich geplant und später auch bemalen. Jede Gruppe hat gemeinsam mit den Mitarbeitern im Frühjahr Pflanzen ausgesät. Das habe mal besser und mal weniger gut geklappt. Gruppe fünf hat sogar solch einen grünen Daumen, dass die auf ihrer Fensterbank wachsende Gurke das gesamte Fenster in Beschlag genommen und zu einem Dschungelfenster verwandelt hat. Anke Ghodstinat ist pädagogische Fachkraft in der Gruppe und erzählt, dass die Pflanze nun drin bleibt und nicht ins Hochbeet einziehen wird. „Eine Frau steht gerne am Fenster und blickt oft durch die Blätter hindurch. Andere helfen beim Pflücken oder beim Kleinschneiden für Gurkensalat.“

Gruppe eins hat vor allem Radieschen, Kräuter und Kapuzinerkresse gesät. „Wir haben auch schon viel geerntet, bevor die Sachen ins Hochbeet kamen“, sagt Heilerziehungspfleger Daniel Kreikemeier. „Einmal die Woche kochen und backen wir gemeinsam, um den Besuchern lebenspraktische Fähigkeiten zu vermitteln.“ Mittlerweile werden die Kräuter von allen genutzt, sei es zum Grillen oder um Erfrischungsgetränke und selbst gemachten Tee aufzupeppen. „Man merkt, dass das bei den Besuchern ankommt. Sie wissen, dass die Dinge aus dem Garten kommen. Das ist auch schon ein großer Erfolg“, hält Nojack stolz fest.

Das Ergebnis kann sich nun sehen lassen: Der einst kahle und trockene Garten erstrahlt heute in vielen bunten Farben, die auf unzählige dekorative Steine und Holzlatten gepinselt wurden. Kleine Insektenhotels aus Dosen, die Bienen und Marienkäfern ähneln, hängen neben bunten Bändern und Perlen von den Bäumen hinunter. In dem großen Rollibeet (dem unterfahrbaren Hochbeet) wachsen und gedeihen etliche Kräuter nebeneinander. Auf einem bodennahen Beet stehen viele Erdbeeren, und im Hochbeet daneben haben Kürbisse, Zucchini und Tomaten ein Plätzchen gefunden.

Ziel des Projektes ist es, dass die Besucher Natur im eigenen Garten fühlen und erleben. Darüber hinaus soll der Garten aber auch zu einem Ort der Kommunikation werden, an dem Menschen zusammenkommen und sich austauschen können. Interessierte Passanten, aber auch benachbarte Firmen und Anwohner sind eingeladen, den Garten aufzusuchen. „Wir wollen darauf vertrauen, dass die Menschen sehr vorsichtig mit unserem Garten umgehen. Wir wünschen uns eine Kommunikation, wobei der Garten auch gewürdigt wird“, fügt Leiterin Sevtap Dogan hinzu. Statt „Betreten verboten“ heißt es bei der TAF nun „Pflücken erlaubt“. Der Garten bietet einen offenen Zugang zu frischem Gemüse und Kräutern und soll als Erholungsort dienen. Im Zuge dessen darf hier gepflückt, aber auch selbst gepflanzt und gegossen werden.


Bei der Lebenshilfe Saarbrücken steht der Mensch mit geistiger Beeinträchtigung in seiner individuellen Persönlichkeit und mit seinen Bedürfnissen in allen Lebensphasen im Mittelpunkt. Zu ihren Angeboten gehört auch eine TAF. Gruppenweise kommen hier täglich Menschen mit geistiger und schwerst mehrfacher Behinderung her, die von einem multiprofessionellen Team ganzheitlich gefördert werden.

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